Ausstellung breathtaker

 

 

 

Kann es einen passenderen Ort für meine Unterwasserbilder geben als ein ausgepumptes Hallenbadbecken. Meine blauen Blubberbasenbilder nicht etwa an den Schwimmbadgebäudewänden, sondern so richtig - im Tiefen! Die Idee von Anja Kierblewski im Erlenbad Alsfeld auszustellen, hat mich sofort begeistert. Zugegeben, ich bin eine Wasserratte. Schon als Kind habe ich im Verein in dem besagten Wasserbecken geschwommen und auch heute noch bin ich Stammgast im Alsfelder Erlenbad.     

 

Die Serie "Breathtaker" hat auch hier ihren Anfang genommen. Die Fotosession für meine Malvorlagen dauerte etwas länger, als die Eintrittskarte fürs Kurzschwimmen hergab. Wir schwammen und tauchten unter und wieder auf, holten Luft und gingen wieder unter, die Hände wurden schrumpelig, und die erste Form der Kunst war es wohl, als Modell und Fotografin einen gemeinsamen Luftholtakt zu entwicklen, damit man gemeinsam unter Wasser war. Synchron-Breathtaking sozusagen. 

 

 

In meinem Atelier entstanden schließlich diese zauberhaften, sphärischen, blauen Unterwasserbilder, in denen das Element Wasser und der portraitierte Mensch wie gleichberechtigte Motive wirken. Es geht nicht das eine ohne das andere. Und wie das so ist im Wasser, scheinen sie, obwohl klar umrissen, ineinander zu verschwimmen. Die Augen weit offen, die Haare vom Wasser verzerrt, die Lippen noch geschlossen, dann kurz vorm Auftauchen wieder geöffnet - man glaubt sich selbst dabei, so nah, so blau, fasst nass kommen die Bilder dem Betrachter vor - zumal auch hier in der natürlichen Umgebung.

Dabei spiele ich mit der gestalterischen Kraft des Wassers und meiner Fantasie: Waren die Spiegelungen, die sich auf einigen der Bilder wiederfinden wirklich so? Fragen an mein Spiegelbild: Wer bin ich da im Spiegel? Was macht die Zerrissenheit des Spiegelbildes mit mir? Wer will, wer kann ich sein? Oder ist es doch nur ein Abbild dessen, was das Wasser aus dem Gesicht macht? Was ist eigentlich realistisch? Was ist abstrakt?         

 

 

Die Bilder der Turmspringer sind eigens für die Ausstellung entstanden. Sie sind Zeugnis meiner künstlerischen Entwicklung: Meine Bilder sind größer geworden. Ich gebe meinem Motiv und meinem Gestaltungswillen Raum, kann auf großen Flächen mein Spiel von gegenständlichem und abstraktem Malen auf Leinwand perfektionieren, meine eigenen Welten erschaffen und meine Bilder unverwechselbar machen.

 

 

Beeindruckt von der Konzentration und Spannung, die nötig sind, um so gut wie ohne Spritzer von mindestens zehn Metern Höhe ins Wasser zu tauchen - denn genau darum geht es -, versenkte ich mich ganz in diese Studie und malte Körper, deren Spannung das ganze Bild bestimmt und doch von dem weichen und wogendem Türkis wieder abgemildert wird. Die Bilder der Turmspringerinnen funktionieren auch andersherum - ihre Körper gleichen dann einer Gallionsfigur. Ein neues Spiel der Spiegelung.         

 

 

Bleiben noch die vergleichsweise kleinen, runden Bilder, die natürlich  und erst recht so wie sie gehängt sind, an aufsteigende Wasserblasen erinnern -  vom Luftholen natürlich! Runde Gemälde sind selten - hat das Motiv doch ständig gegen die dominante Form zu kämpfen. Als Leinwand für diese Strecke sind sie perfekt. Ihre Form unterstreicht das Motiv, tritt vielleicht nicht dahinter zurück, ist jedoch ein Teil davon.  Dabei sind die Motive nicht genau in der Mitte plaziert, sondern aus der Form heraus, oft nur angerissen. Ein Teil bleibt davon verborgen, weggetragen von einer anderen Wasserblase, die sich schon längst im Großen und Ganzen des Wasser aufgelöst haben mag.

 

Diesen wunderschönen Text verdanke ich Traudi Schlitt aus Alsfeld. Sie beendete ihre Laudatio mit den Worten, "so gut wie jedes Bild auch einzeln wirkt, so perfekt spielen sie hier zusammen: Die Blubberlassen an ihren Stellen, die Unterwassserportraits und die überdimensionalen Turmspringer, die ihre Begegnung mit dem Wasser erst noch vor sich haben - in den nächsten Sekunden. So vermittelt diese Ausstellung auch eine Dynamik, wie kleine Wasserkreise, die zu einer großen, mächtigen Welle werden können."

 

     

 

 

 

Besser hätte ich es nicht formulieren können, denn für mich ist Wasser ein energiespendes Element, mit den sich die Menschen wieder viel mehr verbinden sollten, um selbst Ernergie zu gewinnen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie wichtig Wasser für uns ist. Neueste Entwicklungen zeigen, dass man mit Wasserstoff umweltfreundliche starke Motoren betreiben kann,  so wie es Jules Verne schon in einem fantastischen Roman beschrieben hat. Ich freue mich schon auf diese innovativen Lösungen.   

 

 

Aber nun geht es wieder ins Atelier - bereit für die Umsetzung neuer Bildideen.